Komprimierungsvergleich – PAQ gegen den Rest der Welt

Da ploppte ein Tool namens KGB Archiver auf meinem Schirm auf, welches angeblich „das effektivste Komprimierungstool“ seit Menschengedenken sein soll. Aha. Zugegeben habe ich mir seit Ewigkeiten keine Gedanken mehr darüber gemacht welches Tool ich denn nun benutze. Für mich war das immer lediglich eine Glaubensfrage ob es denn nun zip, rar oder 7z sein muss. Zu alten DOS Zeiten gab es da noch ganz andere Kaliber. ARC, CAB, LHA, ACE und am Besten alle schön ineinander verschachtelt 😉

Da ich gerade mal ne Stunde Zeit hatte dachte ich mir: teste doch einfach mal. Zu diesem Zweck nahm ich mir 10 Bilder aus der Digitalknipse, ein 90min Mp3 Mix, das Installationsprogramm von VLC und einige meiner selbsgeschriebenen Programme. Alles zusammen ~212MB an schwer komprimierbaren Daten. Meinen Testparcours mussten dann fünf Probanden absolvieren, mit denen ich jeweils ein paar Einstellungen durchprobierte.

Zunächst mal wurden einfach nur die Standardwerte der Programme genutzt, also dass was der Hersteller als optimale Abstimmung zwischen Algorithmus,  Geschwindigkeit und Kompressionsfaktor versteht. Dann wurden die Programme so eingestellt, dass die Kompressionsrate maximiert war. Zum Abschluss dann noch (soweit möglich) ein kleiner manueller Einstellungversuch, bei dem ich mich einfach mal ohne Hintergrundwissen an den Einstellungsmöglichkeiten ausgelassen habe.

Ergebnis

Powerarchiver WinRAR Winzip 7Zip KGB Archiver
Standardwerte 198 (-6,6%) 198 (-6,6%) 195 (-8,0%) 193 (-8,9%) 188 (-11,3%)
Maximale Kompression 200 (-5,6%) 198 (-6,6%) 200 (-5,6%) 193 (-8,9%) 188 (-11,3%)
PPMD 199 (-6,1%) 199 (-6,1%) 196 (-7,5%)

In obiger Tabelle habe ich einmal meine Ergebnisse eingetragen. Was zeigen mir die Daten nun? Die Komprimierungsrate liegt bei allen Programmen und völlig egal welche Einstellung ich wähle, zwischen 6%-9%. Das ist ehrlich gesagt verschwindend wenig, ist aber den von mir gewählten – schwer komprimierbaren – Daten geschuldet. Genau so wie ich mir es zu Beginn gedacht habe. Tatsächlich fällt jedoch der KGB Archiver etwas aus der Reihe, da dieser bis zu ~11% der Daten einsparte. Dieses „Mehr“ geht jedoch dermaßen stark zu Lasten der Geschwindigkeit, dass es keinen Sinn macht diesen Algorithmus im alltäglichen Gebrauch zu verwenden. Woran liegt jetzt aber diese Leistungsfähigkeit, die sogar den Klassenprimus 7Zip abhängt? KGB Archiver basiert auf den PAQ Algorithmen, einer Reihe von offenen Komprimierungstools, die im Laufe der Jahre mehrere Preise abgeräumt haben, wenn es um die maximale Komprimierung von Daten ging Kurzum, keiner packt besser als PAQ, aber gleichwohl stellt auch kaum jemand höhere Ansprüche an den Rechner als diese.

Meine Meinung: Bleibt bei dem Tool welches ihr auch immer gerade verwendet. Abgesehen von ein paar kleinen Prozent besserer oder schlechterer Leistung werdet ihr nichts gewinnen, immerhin ist Speicherplatz heutzutage billig. Solltet ihr hingegen die beste Kompression auf dem Markt suchen, so gebt den PAQ Algorithmen eine Chance. Man findet die Beta 2.02 des KGB Archiver bei Sourceforge (seit 2008 nicht weiter entwickelt) oder besser, eingebettet in das kostenlose PeaZip.

Übrigens, einen erschöpfenden Vergleich verschiedener Algorithmen, ihrer Geschwindigkeit und Kompressionsrate findet man auch bei http://www.maximumcompression.com. Ich denke ich werde mir demnächst mal den schnellsten Packer ansehen und testen.

Kolja Engelmann

Technikfan, Freizeitprogrammierer, selbsternannter Toolking und vermutlich größter Drachenfan Deutschlands blogged hier die Lösungen zu IT-Problemen die ihm über den Weg laufen, kleine Softwaretools, nostalgische Anfälle und missbraucht das Ganze gern auch mal als privates Tagebuch und Fotoalbum.

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